Auf der Suche nach dem gemeinsamen Sex-Abenteurer

Normalerweise lodert neben dem Ledersofa der Kamin, daneben eine kleine Bar, deren Wände Frauenbilder in Reizwäsche schmücken, links geht’s in den Saunabereich und im Obergeschoss zu den „Spielwiesen“ – so heißen die Bereiche, in denen sich Paare und Singles zum Sex treffen. Darunter der „Chaos Platz“, der Raum für mehrere Paare bietet, auch ein Spanner-Schrank, ein Andreaskreuz für Fesselspiele, oder ein Käfig stehen für die Gäste bereit. Vor mehr als zwei Jahren haben Fotograf Bernhard Preuss und ich den Swingerclub „Club 57″ an der Detmolder Straße in Horn-Bad Meinberg für eine Reportage besucht. Doch wie geht’s Clubchefin Nadine Hellmich und ihren Gästen in Coronazeiten?

Zwei Begegnungen. An der Tür flattert ein Zettel: „Wegen Corona-Virus vorübergehend geschlossen.“ Seit dem 16.März geht hier nichts mehr, statt prickelnder Erotik wird gestrichen, tapeziert und gesägt – wann die „Spielwiesen“ den Gästen wieder zur Verfügung stehen? Clubchefin Hellmich antwortet mit einem Schulterzucken. „Wir haben was von Ende August gehört, aber ein konkretes Datum gibt’s nicht“, sagt die 37-Jährige, die im Blaumann, der mit Farbflecken übersät ist, die Tür öffnet. „Uns gibt’s seit 25 Jahren in Lippe, aber so kann es doch nicht Ende zu gehen. Ich werde um die Existenz des Clubs kämpfen“, betont Hellmich und ihr Vater Hans (59), von dem sie den Club übernommen hat, nickt.

Chefin Nadine Hellmich beim Umbau.

Sie hoffe, dass die Regelungen bald gelockert würden, denn mit Mundschutz und Abstand sei ein Besuch im Swingerclub „etwas schwierig“ und eine Liste mit Namen, Adressen und Telefonnummern würden die Gäste auch ablehnen, schließlich sei das Swingen seit jeher eine eher anonyme Angelegenheit, sagt die Clubchefin beim Baustellen-Rundgang durch das zweigeschossige Haus. Das Publikum sei bunt gemischt „von 25 bis 70 Jahren und aus allen Gesellschaftsschichten.“ Auch Viktor und Anna, die ihre echten Namen nicht verraten wollen, waren schon Gast im „Club 57″. „Ich wollte nicht akzeptieren, dass unser Sexleben einschläft“, sagt Anna (46), die seit 21 Jahren mit Viktor zusammen ist. Sie seien aufgeregt und neugierig gewesen, erinnert sich der 48-jährige Viktor. „Wir hatten auch etwas Angst, weil wir die Leute nicht kannten und auch nicht wussten, ob uns eine erotische Party oder eine Orgie erwartet“, sagt Viktor. Inzwischen sind die beiden zu regelmäßigen Swingern geworden. Sie haben durch die Clubbesuche Freundschaften zu anderen Paaren und Singles aus der gesamten Republik geschlossen, die sie auch in Coronazeiten privat treffen. „Wir sehen uns regelmäßig und kochen gemeinsam“, sagt Anna. Natürlich werde auch „im kleinen, vertrauten Kreis gevögelt“, so Viktor. Das Begehren hören ja nicht einfach so plötzlich auf, weil Coronaalarm sei. Doch das Detmolder Pärchen hat seine Regeln. Die Frau, mit der Viktor sich vergnügt, muss Anna auch gefallen. Und umgekehrt.

Spielwiese im Swingerclub 57.

Doch das Wichtigste beim Swingen sei die Kommunikation, betonen die beiden. Wenn sie vor und nach dem Sex über ihre Gefühle und das Erlebte redeten, entstehe Vertrautheit. „In den Gesprächen wird auch klipp und klar gesagt, wem was gefällt und was zu viel ist. So entwickelt jedes Duo oder Trio seine eigene Regeln“, sagt Viktor.Manche Paare vereinbarten, dass keine anderen auf der „Spielwiese“ geküsst werden dürfen, bei anderen gelte die Regel, alles ist erlaubt, solange man es im gleichen Zimmer tut. Mal würden Partner getauscht, mal gucke man den anderen nur zu. Frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss.

Auch Fesselspiele sind erlaubt.

„Swingen funktioniert nur, solange beide Spaß haben“, sagt Anna. Was ist mit Eifersucht? Anna sagt, dass man dieses Gefühl im Griff haben müsse, sonst seien solche Sex-Abenteuer nicht möglich: „Für viele ist das Swingen eine gute Lösung. Sie sind in einer Partnerschaft, aber müssen nicht auf sexuelle Abenteuer verzichten.“ Manche sagten sogar, dass sie nun nicht mehr fremdgehen würden. „Alles ist freiwillig, daher macht es auch Spaß“, sagt Viktor und Anna nickt. Eintritt und RegelnPaare zahlen im „Club 57“ je nach Tag und Uhrzeit 30 bis 50 Euro Eintritt – darin enthalten Getränke, Büffet und Sauna. Bei Solo-Herren berechnet Clubchefin Hellmich an allen Tagen 70 Euro – sie dürfen nur mit Paaren in Kontakt treten, wenn sie angesprochen werden. Solo-Frauen haben freien Eintritt. Alle Gäste haben verschließbare Schränke. Der Club-Dresscode sehe vor, dass die Damen Dessous und die Herren Boxershorts tragen.

Vor und während Corona: Bilder vom Besuch 2018 und der aktuellen Stippvisite bei Clubchefin Nadine Hellmich.
Fotos: Bernhard Preuss

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