Während die Medien ihren Fokus auf den Ex-Fußballstar Christoph Metzelder richten, der sich seit heute Vormittag vor dem Düsseldorfer Amtsgericht wegen 29-facher Verbreitung und 300-fachen Besitzes von Kinderpornografie verantworten muss, veröffentlicht fast zeitgleich das Detmolder Landgericht die Prozesstermine für den Monat Mai. Ab kommender Woche stehen – fast im Wochenrhythmus – insgesamt vier Angeklagte vor Gericht, die sich wegen sexuellen und schweren sexuellen Missbrauchs verantworten müssen. Die Angeklagten im Alter von 15 bis 55 Jahren stammen aus Leopoldshöhe, Horn-Bad Meinberg, Lage sowie Augustdorf und sollen Mädchen aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis missbraucht haben, die zum Tatzeitpunkt im Alter von fünf bis elf Jahren waren. Teilweise soll sich der Missbrauch über Wochen, Monate und Jahre erstreckt haben.
„Wir haben hier personell aufgerüstet, um die Straftaten aufzuklären.“
Ralf Vetter, Oberstaatsanwalt
„Die Zahl der Prozesse ist jetzt keine Überraschung. Jede Woche ein Missbrauchsprozess ist inzwischen keine Ausnahme mehr, doch normalerweise werden Verhandlungstermine gegen jugendliche Angeklagte nicht veröffentlicht, da diese Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden“, sagt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. Er glaube nicht, dass es in den vergangenen Jahre zu einer Zunahme von Missbrauchsfällen gekommen sei. „Diese Übergriffe gab es schon immer, früher haben Betroffene und Angehörige aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung geschwiegen, aber durch die Missbrauchsfälle in Lügde, Bergisch-Gladbach und Münster sind mehr Menschen sensibilisiert worden. Dies führt zu mehr Anzeigen, Ermittlungen und Verfahren“, sagt Vetter. Was auf jeden Fall immens zugenommen habe, ausgelöst auch durch die zunehmende technische Entwicklung, sei der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie. Bei der Detmolder Staatsanwaltschaft kümmerten sich bereits drei Staatsanwälte um Straftaten, die in diesen beiden Bereichen begangen würden. „Wir haben hier personell aufgerüstet, um diese Verbrechen zu verfolgen“, erklärt Vetter.
Dazu gehört auch der Fall eines 20-jährigen Lagensers, der sich am 19. Mai vor dem Landgericht wegen 40-fachen sexuellen Missbrauchs verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, dass er zwischen März und November 2020 die neunjährige Enkelin seiner Pflegemutter insgesamt 40 Mal sexuell missbraucht hat, wenn das Mädchen ihre Großmutter in deren Wohnhaus in Lage besuchte. „Die Enkelin hat irgendwann ihrer Oma von den Übergriffen erzählt und nach den Ermittlungen der Polizei wurde der 20-Jährige verhaftet und sitzt seit dem in Untersuchungshaft“, sagt Vetter. Der Angeklagte habe bisher keine Angaben gemacht.
Die „Schweigetaktik“ hatte Ex-Fußballprofi Christoph Metzelder im Laufe des heutigen Prozesses aufgegeben – der 40-Jährige legte ein Teilgeständnis ab und räumte die Weiterleitung von 18 Dateien ein, die sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zeigen. Das Amtsgericht Düsseldorf verurteile den Fußball-Vizeweltmeister zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe – die Richterin sah es als erwiesen an, dass Metzelder in 26 Fällen Kinderporno-Dateien über WhatsApp weitergegeben hatte. In einem Fall wurde er für den Besitz bestraft. Mit seinem Geständnis könnte Metzelder ein allerletztes Mal als Vorbild für die vier Angeklagten am Detmolder Landgericht dienen. Das Quartett sollte auch gestehen, wenn sie die Verbrechen begangen haben, um den jungen Opfern, nach so viel Leid, wenigstens eine Vernehmung im Zeugenstand zu ersparen.