Kindesmissbrauch: Mutter eines Opfers vor Gericht

Nach dem Ende des Hauptprozesses im Missbrauchsfall Münster steht ab dem 5. August die Mutter eines der schwer sexuell missbrauchten Kinder vor Gericht. Das Landgericht Münster hat die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen die 31-Jährige wegen Beihilfe zum schweren sexuellen Kindesmissbrauch durch Unterlassen zugelassen. Bis Ende September sind neun Verhandlungstage angesetzt.
Laut Anklage gehen die Behörden davon aus, dass die Frau spätestens seit Oktober 2018 gewusst haben soll, dass ihr Lebensgefährte sich immer wieder an ihrem Sohn vergangen hat. Dies soll er ihr während eines gemeinsamen Urlaubs gestanden haben, ohne dass sie die Beziehung beendet habe. Die Mutter soll ihr leibliches Kind dem 28-Jährigen zum Missbrauch überlassen haben, statt es zu schützen. Der Mann wurde am vergangenen Dienstag zu 14 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Mutter soll Vergewaltigung des eigenen Sohnes mitbekommen haben

Bei Missbrauchstaten in der eigenen Wohnung sei sie nach den Ermittlungen meistens nicht dabei gewesen. Einige Taten soll sie aber mitbekommen haben. Laut Anklage besteht der Verdacht, dass sie bei zwei Gelegenheiten in Gegenwart des heute elf Jahre alten Jungen Sex mit ihrem Lebensgefährten hatte, einmal soll sie anschließend den Sohn ermuntert haben, eine sexuelle Handlung an dem 28-Jährigen vorzunehmen. Die anschließende Vergewaltigung soll sie mitbekommen und nicht verhindert haben.
Nachzuweisen war es der Frau bislang nicht, dass sie auch von Gewalttaten anderer Männer gegen ihren Sohn gewusst hat. Sie war Anfang Februar festgenommen worden, nachdem die Auswertung zahlreicher Bilder und Videos sowie die Aussage eines weiteren Tatverdächtigen die Vorwürfe gegen sie erhärtet hatten. Zu den Vorwürfen schweigt sie.

Fall Lügde: Eltern im Visier der Ermittler

Auch im Missbrauchsfall Lügde hatten Polizei und Staatsanwaltschaft immer wieder Eltern im Visier, die trotz der vielen Missbrauchsgerüchte um Andreas V. und Mario S., das Duo wurde 2019 wegen hundertfachen sexuellen Missbrauchs an Kindern zu langen Gefängnisstrafen samt Sicherungsverwahrung verurteilt, immer wieder ihren Nachwuchs auf dem Campingplatz in Lügde-Elbrinxen „abgegeben hatten“, um mehr Freizeit zu haben. Sogar die Mitarbeiter des Opfervereins Weißer Ring hatten eine gewisse Sorglosigkeit der Eltern beklagt. Auch Haupttäter Andreas V. hatte ausgesagt, dass eine Mutter 2000 Euro Schweigegeld verlangt habe. Doch die Ermittler fanden keine Beweise für diese Behauptung.
Münster ist neben Lügde und Bergisch Gladbach einer von drei großen Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen. Der Fall kam im Juni 2020 nach Ermittlungen in einer Gartenlaube ans Licht. Im Zuge dessen hatte es in mehreren Bundesländern und im Ausland Festnahmen gegeben. Am vergangenen Dienstag waren im Hauptprozess vier Männer, darunter der Drahtzieher, zu Haftstrafen zwischen 10 und 14 Jahren und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Die Mutter des Haupttäters wurde wegen Beihilfe zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Foto: Bernhard Preuss

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