Nach dem gestrigen „Fast-Sandkasten-Unfall“ an der Krummen Straße, ein Kind war vor ein Auto gelaufen, gefallen und zum Glück unverletzt geblieben, hat die Stadt schnell reagiert. Der Sandkasten wurde schnell eingezäunt und heute mit einer Platte abgedeckt, doch Melanie Schröder hebt die Abdeckung und die kleine Birte holt sich eine Handvoll Sand heraus, der gleich auf dem Bürgersteig verteilt wird. „Ich finde die Spielplatz-Idee eigentlich super, aber dafür müsste die Straße komplett gesperrt werden, sonst bringt es nichts. Wenn hier Spielsachen aufgestellt werden, muss auch für die Sicherheit der Kinder gesorgt werden“, sagt die zweifache Mutter. Wie es nun mit dem Sandkasten weitergeht, das im Rahmen des Verkehrsversuch aufgestellt wurde, steht in den Sternen. „Wenn die Stadt den Kasten abbaut, würde ich den für unseren großen Garten nehmen“, lacht die 35-jährige Detmolderin und greift nach der Hand der kleinen Birte.

Doch nicht nur den Sandkasten hat die Stadt gesichert, sondern an der Ecke Freiligrathstraße/Krumme Straße ein neues Schild „Krumme Straße autofrei“ aufgehängt, damit die Pkw-Fahrer gar nicht erst reinfahren, um paar Meter weiter, umständlich zu drehen. Am anderen Ende des „Verkehrsversuchs“ an der Exterstraße hat die Verwaltung auf eine weitere Beschilderung verzichtet, sondern Mitarbeiter des Ordnungsamtes abgestellt, die alle Autofahrer anhalten und nach ihrem Ziel fragen – erinnert ein wenig an Grenzkontrollen. Wie lange sollen die Verkehrsüberwachser hier stehen? Schulterzucken bei Stadtsprecher Marius Roll vor Ort. „Die Mitarbeiter sind hier, damit sich die Autofahrer schnell an die geänderten Gegebenheiten gewöhnen“, sagt Roll.

Doch die Kritik an dem Verkehrsversuch in der Detmolder Innenstadt, der noch bis 18. Oktober dauern soll, will nicht abreißen. „Es wäre schön, wenn der Versuch so schnell wie möglich eingestellt wird“, sagt Lutz Diekjobst, dessen Sohn Jan den Detmolder Hof betreibt. Es verursache nur Stress, da durch den Versuch drei Parkplätze für Hotelgäste weggefallen seien und auch für den Restaurantbetrieb habe es negative Auswirkungen: „Wir müssen uns jetzt immer einen Kopf machen, dass zum Beispiel Hochzeitsessen ohne Stress für unsere Gäste durchgeführt werden.“ Doch viel schlimmer sei die Situation für seine Frau Ute, die die Boutique „Dolce Vita Moda“ an der Krummen Straße führe. „Die Kunden bleiben seit dem Versuchsbeginn weg. Ich weiß nicht, ob sie bis Oktober durchhält. Bei Corona haben wir wenigstens etwas Entschädigung bekommen – ich weiß nicht, wer uns jetzt für die Einbußen entschädigt“, schimpft Diekjobst. Er habe nichts gegen innovative Ideen, die die Innenstadt attraktiver machen sollen, aber dieser Versuch sei einfach falsch und gehöre abgeschafft. „Die Stadt sollte dann auch die Größe und Einsicht haben eine falsche Entscheidung zu revidieren“, sagt Diekjobst. Und auch der unübersichtliche Schilderwald entlang der Exter- und Krumme Straße führe zu Verwirrungen und Kopfschütteln. „Mit dieser Maßnahme schaffen wir es noch in eine Satiresendung im TV“, fügt Diekjobst hinzu. Zudem glaube er nicht, dass nach dem Versuchsende einfach alles zurückgebaut werde, irgendwas werde bestimmt bleiben – gegen den Willen vieler Geschäftsleute und Anwohner.
„Mich nerven die Detmolder-Dauernörgler. Ich gebe dem Projekt eine Chance“.
Ulrike Meierjohann, Detmolderin
Dagegen ist Ulrike Meierjohann von der schlechten Stimmung genervt: „Wir sollten dem Projekt eine Chance geben. Es ist nur ein Versuch, jeder könne sich einbringen. Die Leute motzen, wenn nichts passiert und sind völlig negativ, wenn mal was passiert“, sagt die 52-jährige Detmolderin. Sie stehe der Sache völlig positiv gegenüber, verteidige das Projekt gegen die Detmolder-Dauernörgler – doch die vielen Schilder seien wirklich etwas nervig.
Bilder: Erol Kamisli/Bernhard Preuss